ACHTUNG!!! Die Story ist EXTREM lang (wie man vielleicht
	 schon an der Sliderlänge bemerkt. Also Zeit nehmen!
	 Und sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt!;

	DFÜ, die Datenfernübertragung, ist schon seit Anbeginn der
	Menschheit ein Wunschtraum derselben. Nicht immer konnte man
	dabei auf Computer zurückgreifen, manchmal musste es eben auch
	einfacher gehen. Bereits in der Steinzeit, genau gesagt an einem
	Freitag den 13. fünf vor Zwölf bayerischer Atomzeit, erfand
	der Stammesfürst Kawumm von Sumpfland, derer zu Neanderthal,
	die theoretischen Grundlagen. Es müßte doch möglich sein, so
	sagte er sich, durch zärtliches Schleudern einiger Bits mit dem
	Nachbarstamm in Kommunikation zu treten. Zwar bestanden die Bits
	damals noch aus dem Naturstoff Stein (vgl. auch Hardware) - es
	war ja schließlich Steinzeit - doch wurde die erste
	Datenfernübertragung trotzdem ein voller Erfolg, der nur
	deshalb nicht in die Geschichte einging, weil es noch keine gab.

	So mancher geriet angesichts dieser bahnbrechenden Entwicklung
	in eine Verzückung aus der er nicht mehr erwachte. Wie der
	Sysop der Feuerstein-Mailbox. Ihn erschlug die Informationsflut.
	Diese besonders grausame Art der Jenseitsbeförderung hat sich
	bis in die heutige Zeit in einigen Ländern gehalten, wird aber
	nur bei besonders schweren Vergehen, etwa Verbreitung falscher
	Mailboxnummern, angewandt. Andere wiederum konnten sich für die
	Sache nicht so recht begeistern, und standen den Steinbits
	ratlos bis ablehnend gegenüber. Dieses Steinzeitdenken läßt
	heute noch einige reaktionäre Individuen gegen den Computer
	wettern. Ganz instinktiv eben.

	Doch zurück in die Vergangenheit: Die herumliegenden Bits, also
	Felsbröckelchen, ließen die damaligen Bewohner etwas
	leichtfertig mit den natürlichen Ressourcen umgehen. Schon bald
	ging der Rohstoff aus, und so endete die Steinzeit.
	
	Kawumm erlebte den Niedergang seiner Idee nicht mehr; er starb
	frühzeitig am ersten Acknowledge-Signal, auf dem Höhepunkt
	seiner Arbeit, so wie er es sich gewünscht hatte. Sein Grab
	konnte aufgrund der unpräzisen Adressierung leider bis heute
	nicht gefunden werden. Der Verlust dieses Genies einerseits und
	das Ende der natürlichen Signalvorkommen andererseits (es wurde
	offensichtlich schon gespeichert) führten dazu, daß die DFÜ
	in Vergessenheit geriet. Wie es sich herausstellen wird, jedoch
	nur für kurze Zeit.
	
	Im alten Rom war es dann, als man wieder Daten auf Reisen
	schickte. Cäsar, der größte Hacker der damaligen Zeit, liebte
	geradezu die DFÜ und schickte seine Grüße in die ganze damals
	bekannte Welt. Zwar mußten wieder einige Sysops daran glauben,
	die Entwicklung war aber nicht mehr aufzuhalten. Die römischen
	Imperatoren wurden so die ersten Opfern der hohen
	Telefonrechnungen. Zwar besaßen sie noch keinen solchen
	Apparat, aber ob Daten oder Soldaten, der Versand kostete
	Unmengen von Sesterzen und das Römische Reich mußte Konkurs
	anmelden. Tausende der im Gleichklang der Sandalen synchron
	marschierenden menschlichen Bits wurden arbeitslos.
	
	Die Geschichte feierte wieder ein paar Geburtstage, bis ein
	Organisationstalent namens Napoleon Bonaparte die Idee der DFÜ
	wieder aufgriff. Er war ein absoluter Freak, der keine Anwendung
	ausließ. So ließ er sich in Frankreichs bekanntester Software-
	schmiede, dem Bastille-Verlag in Paris, das erste Adventure-Game
	entwerfen. Monatelang saß ein junger übriggebliebener Adliger
	an dem Programm "Nappy goes to Moscow", kam aber nie über ein
	Flowchart hinaus. Nappy, Pardon, Napoleon nicht bis nach Moskau.
	(Auch ein etwa 150 Jahre später herausgebrachtes Remake,
	diesmal unter dem Titel "Adi goes to Moscow" scheiterte an der
	damals üblichen Röhrentechnik, weil die Verlustleistung nicht
	ausreichte, um ganz Sibirien ausreichend zu beheizen.) Der erste
	Programmierer wurde dann im Zuge der Französischen Revolution
	der Öffentlichkeit vorgestellt und verließ angesichts der
	begeisterten Menge das Podium ziemlich kopflos. Aber das hat mit
	der DFÜ nichts mehr zu tun.
	
	Napoleon, unterdessen ständig in Sachen Kriegskunst unterwegs,
	gab eine erfolgreiche Vorstellung nach der anderen und eroberte
	mit seinem einnehmenden Wesen die Welt (natürlich nur die
	damals bekannte). Die häufige Abwesenheit machte allerdings
	eine sorgfältige und sichere Datenübertragung erforderlich.
	Schließlich war Krieg, und bei dem wüsten Getümmel arbeitete
	die Post nicht besonders zuverlässig, was sie zwar heute auch
	nicht tut, dafür haben wir aber wenigstens keinen Krieg.
	
	In manch durchschlafener Nacht überlegte der Heerführer, von
	seinen Untergebenen liebevoll Europas größter Zwerg" genannt,
	fieberhaft, wie eine Lösung aussehen könnte. Eines Tages kam
	dieselbe, wie alles Gute, von oben. Eine Taube erleichterte sich
	ein wenig und wählte als Ziel ausgerechnet den kleinen Korsen
	aus. Der machte erstens den Dreck weg und zweitens das Beste
	daraus indem er die Brieftaube erfand, und damit wiederum die
	DFÜ förderte. Führende Köpfe der damaligen Zeit arbeiteten
	den Einfall aus und perfektionierten die Idee. Nach dem
	neuentwickelten Code benötigte man acht Tauben, die im
	Formationsflug einen Buchstaben bildeten. Zwar gab es schon den
	ASCII, den American Standard Code, der mit nur sieben Tauben
	auskam, aber das war eben in Amerik[36m
	Nappy stand vor einem seiner besten Fights, als er erschrocken
	feststellte, daß er seine Parade-Pantoffeln zu Hause bei seiner
	Josephine vergessen hatte. Sofort sandte er per Tauben-DFÜ die
	Nachricht: "Habe Pantoffeln vergessen. Sofort nachsenden. N.B."
	
	Dazu waren, wie sich leicht nachrechnen läßt, immerhin 560
	Tauben notwendig - inklusive Leerzeichen. Über den Alpen kam
	die ganze schöne Formation angesichts eines Lämmergeiers
	derart durcheinander, daß die Nachricht infolge mangelnder
	Redundanz unleserlich und in Paris falsch dekodiert wurde. Statt
	Pantoffeln bekam der Feldherr ein Paar Kartoffeln. Und da bei
	einem Sieg die Parade mangels schicker Schlappen ausgefallen
	wäre, verlor der Kriegskünstler die Lust an der Sache sowie
	die anschliessende Schlacht, und die Sache war für ihn
	erledigt. Für die Tauben allerdings auch. Da die meisten
	Nachrichten geheim waren, mußten die Boten, in diesem Falle
	also die Tauben, im Interesse der Sicherheit zum Schweigen
	gebracht werden. Eine Cousine des Schlachtenlenkers erfand
	daraufhin einige neue Rezepte die dann auch nach ihr benannt
	wurden. In der "Nouvelle Cuisine" (so hieß das Kochbuch) stand
	so manches Täubchen auf der Speisekarte. Dies führte
	zwangsläufig dazu, daß die flugtauglichen Bits immer knapper
	wurden. Der Erhalt der Gattung wurde glücklicherweise durch das
	Ende der napoleonischen Kriege, welches ziemlich zeitgleich mit
	dem Ende des Namensgebers fiel, gesichert.
	
	Nappy fiel nicht der Vergessenheit anheim: Denkmal für Denkmal
	schoß aus dem Boden - so daß manch braver Ackersmann nicht
	mehr wußte, wie er noch gerade pflügen sollte. Und sogar die
	kleine Anekdote, als der Vogel den Geistesblitz auf den kleinen
	Korsen fallen ließ, wird bis in die heutige Zeit bei jedem
	seiner Monumente exakt nachgespielt.
	
	Den nächsten entscheidenden Impuls bekam die Nachrichtentechnik
	dann in Deutschland, welches damals zwar noch nicht so hieß,
	aber schon so war. Ein Fürst namens Tut und Sagtnix erkannte
	folgerichtig daß es noch keine Post gab, als er einmal einen
	Brief in den nicht vorhandenen Briefkasten werfen wollte. Man
	bediente sich bis dato des einfachen Weges der Flaschenpost und
	versenkte die Briefe samt Leergut in den Starnberger See. Der
	geschäftstüchtige Fürst nahm flugs in der eigenen Bank ein
	Darlehen auf und kaufte auf dem nächsten Flohmarkt ein reich
	verziertes Postmonopol. Damit kam endlich Schwung in den Laden,
	und fürstliche Beamte sorgten dafür, daß alles klappte. Sie
	erhoben Porto, druckten und leckten die Briefmarken, und
	stempelten diese, bevor sie auf die Flaschen geklebt wurden, die
	dann im Starnberger See landeten. Mit der Post ging es
	aufwärts. Leider verlor der Postfürst sein Monopol am
	Spieltisch an den Kanzler, welcher damit nichts anfangen konnte
	und das Ding seinem Minister schenkte.
	
	Dieser schlug dann auch sofort zu, und erfand das deutsche
	Postmodem. Leider unterliefen ihm dabei einige
	Entwicklungsfehler, da der Computer noch nicht auf dem Markt
	war, und somit Kompatibilitätsprobleme die zwangsläufige Folge
	waren. Die Zeit bis zum Erscheinen der ersten Rechner wollte man
	dadurch überbrücken, daß man die Modems als solche
	verschickte, nach dem Motto: "soll sich doch der Empfänger
	darum kümmern, was darin steht". Jedoch ging auch dieser
	Versuch daneben, da das Gerät zu schwer und außerdem nicht
	wasserdicht war und auf Nimmerwiedersehen im Starnberger See
	versank. Glücklicherweise hatte man jedoch zwei Prototypen
	gebaut, so daß das Alternativexemplar auf seine Mängel hin
	untersucht werden konnte. Diese anspruchsvolle Aufgabe wurde dem
	renommierten Zentralinstitut für Zufallsforschung, ZZF in
	Darmstadt unter der Leitung der ersten Mailboxerin Deutschlands,
	Sylvia Soppelmann, übertragen. In Ihrem kleinen und zugigen
	Forschungslabor nahm die Wissenschaftlerin das Gerät auf seine
	Fehler hin auseinander. Was nicht funktionierte, bekamen die
	Japaner, den Rest behielt sie für den Bau eines neuen Modells
	im Labor zurück. Leider war es nicht sehr viel: Der
	verbliebene, einpolige, zirka vier Zentimeter lange Klingeldraht
	funktionierte zwar tadellos, ergab aber keinen Sinn. Ein drittes
	Modem mußte her, und daran scheiterten die ganzen weiteren
	Arbeiten. Die flotte Sylvia, in Kollegenkreisen Sysop genannt,
	wartet heute noch auf ein Postmodem, welches seinen Dienst
	ordnungsgemäß verrichtet; den Herren Bell und Hayes sei's
	geklagt, vergebens. Soweit also der geschichtliche Aspekt. Und
	da wir gerade bei der Geschichte sind, stelle ich Euch jetzt ein
	Paar Fragen, auf die es ebenso traditionsgemäß keine Antwort
	gibt:
	
	Was ist ein Sysop?
	
	a.) ein Steinzeithacker
	b.) ein alpenländischer Lämmergeier auf Taubenfang
	c.) ein Opfer grausamer Postbestimmungen
	
	Wieviele Tauben sind zur Übertragung einer Nachricht notwendig?
	
	a.) jede Menge
	b.) mehr oder weniger
	c.) nur eine Cousine
	
	Wie funktioniert ein deutsches Postmodem?
	
	a.) überhaupt nicht
	b.) eher zufällig
	c.) Sonntags nie
	
	
	Und hier die Antworten:
	
	Ein Sysop ißt so ziemlich alles, außer Knoblauch. Warum dem so
	ist, kann ich nicht sagen - vermutlich löst die Angst vor
	daraus sich ergebenden Kommunikationsproblemen die Freßhemmung
	aus, obwohl man das Allium Sativum durch ein Modem gar nicht
	riechen kann.
	
	Die zweite Frage war die schwerste. Sie fiel mir während des
	Schreibens in den Starnberger See und ist samt der
	dazugehörigen Antwort bis heute nicht wieder aufgetaucht.
	
	Die dritte war, ganz klar, eine Fangfrage. Sie stammt vom
	Bundespostminister selbst, der die Antwort dringend für seine
	weitere Planung benötigt. Antworten nimmt jeder Briefträger
	entgegen. (Bitte den Postboten ausreichend frankieren und NICHT
	in den Starnberger See werfen !!!)
	
	Nun aber zur Sache. Wie funktioniert DFÜ, die Sache mit dem
	Pfiff, eigentlich? Richtig, auf das Piepen kommt es in der Tat
	an. Der Gedanke läge nahe, sich einen Vogel zuzulegen, doch
	darf ich davon ausgehen daß ein Hacker bereits einen hat, den
	wie käme er sonst auf die Idee, sich auf eine so abenteuerliche
	Sache einzulassen. Sinnvoller, ja fast unersetzlich ist der
	Besitz einer Schnittstelle. Mancher Computer hat eine, ein
	anderer nicht. In diesem Falle hat man sich bereits beim Kauf
	des Computers geschnitten und muß nachrüsten, was teuer ist.
	
	Dadurch bekommt man bereits einen Vorgeschmack auf die Kosten,
	die auf einen noch zustürmen werden. Weiterhin ist noch ein
	Akustikkoppler notwendig. Dabei gehe ich davon aus, daß... Ach
	was, ich bleibe lieber hier. Es ist nämlich ziemlich sicher,
	daß die Post bis zur Drucklegung dieses Artikels immer noch
	kein Modem - außer ihrem eigenen - genehmigt hat. Und dieser
	Aufsatz soll berichten wie die DFÜ funktioniert und nicht wie
	sie es dank eines Postmodems NICHT tut. Ohne amtliche Elektronik
	kann es nun losgehen. Nein, noch nicht ganz, denn es wird noch
	eine Kabelverbindung zwischen Koppler und Schnittstelle
	benötigt, damit die Geräte nicht so frei im Raum
	herumschweben. Wie immer, wenn man es mit hochwertiger
	Elektronik zu tun hat, ist es mit einer einfachen Strippe nicht
	getan, da muß schon etwas teureres her. Ohne Kabelsalat macht
	die Sache sowieso keinen Spaß. Nun muß man nur noch über ein
	geeignetes Kommunikationsprogramm verfügen (nach Meinung der
	Freaks gibt es keine wirklich guten, man schreibt sich seine
	Software also am besten selbst).
	
	Dem Willigen stellt sich meist nur noch ein Hindernis in den Weg
	- das Telefon: Hat man eines, dann ist es schlecht, hat man
	keines, dann erst recht. Behandeln wir zuerst den Fall des nicht
	vorhandenen Telefons: Meist steht dann irgendwo an einer nahen
	Ecke eine Telefonzelle zur Verfügung. Man muß dann nur noch
	die gesamte Ausrüstung in dieses gelbe Häuschen transportieren
	und ein ausreichend langes Verlängerungskabel besorgen. Mit
	einem reichlich bemessenen Vorrat an Münzen steht einem
	geselligen Verkehr mit Gleichgesinnten nichts mehr im Wege.
	
	Weniger empfehlenswert ist es, mit Computer, Disketten,
	Akustikkoppler usw. beladen bei der Nachbarin aufzukreuzen, und
	mit harmloser Miene anzufragen ob man eben mal kurz telefonieren
	könne. Falls die Dame für ein derartiges Ansinnen überhaupt
	Verständnis aufbringt, besteht immer noch die Gefahr, daß sie
	unter dem "geselligen Verkehr mit Gleichgesinnten" was völlig
	Falsches versteht.
	
	Aber es soll ja Leute geben, die über einen eigenen Anschluß
	verfügen, wenngleich sie damit immer noch nicht besser dran
	sind. Moderne Apparate haben nämlich viereckige Sprech- und
	Hörmuscheln die sich so an die Ohrform des Verbrauchers
	angepaßt, und damit gleichzeitig von den Aufnahmehalterungen
	eines Durchschnittskopplers entfernt haben. Aber das ist nur ein
	kleines Problem, das sich im Laufe einer Nacht im Bastelkeller
	beseitigen läßt. Hier wird aus einem Kilo Einmachgummis und
	einem Eimer Kleister ein Adapter für den Hörer gebastelt:
	Einmachgummis aufkochen und eine Stunde ziehen lassen. Dann den
	Leim hinzufügen und das Ganze durch kräftiges Pusten
	abkühlen. Wenn der Kleber trocken ist, kauft man sich einen
	neuen, induktiven Koppler, und schmeißt den alten weg. Nun kann
	es aber endgültig losgehen.
	
	Zuerst wird die Nummer einer bekannten Mailbox gewählt. Haltet
	ruhig mal den Hörer ans Ohr, es tut gar nicht weh. Was ihr da
	hört, ist das Besetztzeichen, welches für bekannte Mailboxen
	typisch ist. Wählt also lieber eine weniger bekannte an, etwa
	die des Katholischen Hilfswerkes. Und was kann man jetzt hören?
	Richtig, immer noch das Besetztzeichen. Es müßte sich ja
	mittlerweile herumgesprochen haben, daß das Telefonnetz tags-
	über nicht und nachts höchst selten funktioniert. Solange die
	Sonne scheint ist die Leitung schon bei der Vorwahl überlastet
	und läßt den DFÜ-Freaks keine Chance. Wir lassen also die
	Nummernfummelei bleiben, verlegen die Aktion auf die Nachtzeit,
	und widmen uns in der Zwischenzeit der Theorie.
	
	Besorgt Euch bitte mal acht wohlklingend piepende, hübsch
	anzusehende, graue (wie die Theorie) Ratten. Ratten sind, das
	weiß man aus dem Kino, gesellige, lernwillige Tiere, so ganz
	anders als der gemeine Goldhamster, die für einen DFÜ-Versuch
	abgerichtet werden können. Gebt den Schmusetierchen die Namen
	Bittie-Null bis Bittie-Sieben (abgeleitet von Bit).
	
	Jetzt kommt es nur noch darauf an, diese wilde Horde so zu
	dressieren, daß sie wunschgemäß piept. (Sie haben doch auf
	wohlklingende Exemplare geachtet?) Nun schaut ihr Euch bitte den
	ASCII-Code für den Buchstaben "A" im Handbuch an und übersetzt
	ihn in die Binärform. Habt Ihr das gecheckt? Prima, obwohl es
	gar nicht nötig war, denn meine Ratten haben es mir schon
	verraten: Binär heißt das "A" eigentlich "01000001". Jetzt
	wißt Ihr es also, und könnt inzwischen überprüfen, ob die
	Ratten noch auf ihren Plätzen sind. Falls nicht, empfiehlt sich
	die Suche unter nahegelegenen Schränken und Betten, da nur
	extrem träge Exemplare auf derselben Stelle verharren, während
	Ihr Euch mit den Codetabellen herumschlagt. Nun laßt Ihr die
	Ratte Null und Ratte Sechs durch sachtes Kneifen piepsen. Das
	Ergebnis ist der DFÜ-Ton des Buchstabens.
	
	Kenner der Materie wissen schon daß man für die reine
	Textübertragung keine 8 Ratten benötigt, da ja bereits 7 Bits
	für alle Zeichen ausreichen. Diese Schnellmerker werden jetzt
	gleich fragen, was ich denn mit dem letzten Tierchen mache (es
	ist übrigens ein Weibchen, und sie heißt Helene). Ihre
	ursprüngliche Aufgabe war es, den Telefonhörer zu halten.
	Leider war derselbe zu schwer. Da sie (Helene) sich jedoch als
	außerordentlich klug erwies, habe ich beschloßen, ihr den Piep
	des Paritätsbits zu übertragen. Dazu ist mathematisches Talent
	erforderlich, muß doch die Summe aller abgeschickten Pieper auf
	even oder odd gebracht werden. Hier wäre die Anschaffung eines
	billigen Taschenrechners zu erwägen, um, insbesondere bei
	höheren Übertragungsraten (ab etwa 150 Baud), dem Vorwurf der
	Tierquälerei wirkungsvoll zu begegnen. Sollte Euch eine
	ähnlich gute Dressurleistung gelingen, könnt Ihr damit im
	Zirkus auftreten, die Verwandtschaft beeindrucken, oder im
	Fernsehen auftreten. Was Ihr nicht könnt, ist DFÜ. Hierzu ist
	nämlich noch einiges mehr nötig. Da gibt es das Stoppbit, für
	das am besten eine von Natur aus langsame Ratte benutzt wird.
	(Bei Zweien ist der Bremsweg entsprechend kürzer.) Außerdem
	wird ein Antwortsignal benötigt, bei dem solch ein Tierchen
	auch die Fähigkeit zum Zuhören haben muß. Kurz und gut, da
	auch noch dauernd der Käfig saubergemacht werden muß, sollte
	man auf diese Arbeitsweise verzichten, und die Ratten in die
	Freiheit entlassen, vielleicht in der Umgebung eines Postamtes.
	
	Mittlerweile ist es auch schon Mitternacht, und wir können
	wieder mal versuchen eine Mailbox zu erreichen. Also: wieder
	wählen und lauschen. Und tatsächlich, es ist ein mehr oder
	weniger deutliches "Pieep" zu vernehmen. Es ist der Computer,
	genauer gesagt das Programm, ganz genau gesagt der Carrier, der
	uns zu verstehen gibt: "hier bin ich, die DFÜ kann beginnen".
	
	Mist! Das hätte man vorher wissen sollen! Bis Ihr jetzt den
	Computer eingeschaltet, die Software geladen und gestartet habt,
	ist die Verbindung längst weg. Das Ganze nennt sich Timeout,
	und dient dazu, auch anderen Freaks die Möglichkeit zu geben
	dem "Pieep" (auch Carrier genannt) der Mailbox zu lauschen.
	
	Für den zweiten Versuch sollte der Computer also eingeschaltet
	und das Programm geladen sein. Wenn Ihr das Zeichen hört,
	drückt den Hörer schleunigst in den Koppler, und schon
	erscheint das Titelbild der Box auf dem Bildschirm. Die
	darauffolgende Frage nach dem Namen könnt Ihr nur beantworten,
	wenn Ihr einen habt. Wenn nicht, dann nehmt bitte etwas
	Originelles, z.B. Dr. Bakterius, Glombofax oder Megasieb. Namen
	wie Hacker, Superman oder Joshua werden nur noch von den
	phantasielosesten Gesellen in der allerersten Anfangszeit
	benutzt, und verweisen auf einen niedrigen Intelligenzquotien-
	ten. Die nächste Frage ist jene nach dem Paßword. Holt nun
	Euren neuen, maschinenlesbaren Personalausweis, schaut nach,
	welche Zeichenfolge Euch am besten gefällt, und gebt dieselbe
	ein. Da die ja dem Sysop naturgemäß fremd ist, werdet Ihr auf
	Gastlevel niedergestuft. Die Frage GAST JA/NEIN beantworte man
	tunlichst mit "J", da es vielleicht etwas zu trinken gibt.
	
	Merke: die wenigsten Sysops sind Abstinenzler (abgesehen
	vielleicht von denen der Katholischen Sozialhilfe). Die ganze
	Prozedur heißt "Einloggen", was soviel wie "Reinkommen"
	bedeutet. Ist man erstmal drin (in der Mailbox) steht man vor
	einer Bretterwand. Das Inhaltsverzeichnis einer anständigen
	Mailbox wird nämlich in sogenannte Bretter unterteilt. Diese
	Unterteilung ist auf den berühmten Hundezüchter und allseits
	anerkannten Dünnbrettbohrer Christian Blackpenny
	zurückzuführen. Dieser entwickelte das Mailboxsystem und
	führte es international ein - daher der Name FidoNet. Leider
	verirrte er sich in demselben und gilt seit dem Zeitpunkt als
	vermißt, in dem ein unvorsichtiger Sysop die Leitung durch
	einen voreiligen ATH0-Befehl kappte.
	
	Damit es Euch nicht ähnlich ergeht, solltet Ihr die Bretter
	systematisch durchforsten. Das kostet zwar Zeit, (und die ist
	bekanntlich Geld) das ist aber nicht besonders tragisch wenn man
	ein Firmentelefon benutzen kann, und nicht gerade stundenlange
	Chats mit Übersee fährt. Und damit sind wir schon beim letzten
	Punkt, nämlich der Telefonrechnung. Zum unbedingten
	Statussymbol eines halbwegs ernstzunehmenden Hackers gehört in
	jedem Falle eine Telefonrechnung die mindestens 20% des
	monatlichen Bruttoeinkommens ausmacht. Niedrigere Summen lassen
	berechtigte Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Hobbys aufkommen,
	und haben im Wiederholungsfalle eine Sperrung des Teilneh-
	meranschlusses sowie einen zwangsläufigen Anschluß an BTX zur
	Folge; im Wiederholungsfall kann auch eine Verkabelung verfügt
	werden.
	
	Zum Abschluß noch einmal einige Fragen:
	
	Wohin mit den Ratten?
	
	a.) der Freundin schenken
	b.) ab in die Natur
	c.) an die nächste Mailbox schicken
	
	Bretter sind...
	
	a.) dazu da, durchbohrt zu werden
	b.) Kopfschmuck eines Hackers
	c.) die rustikale Verkleidung einer Mailbox
	
	Eine gute Mailbox erkennt man...
	
	a.) an den gutdressierten Ratten
	b.) am Belegtzeichen
	c.) an der Telefonrechnung
	
	(Die Antworten findet Ihr demnächst in irgendeiner Mailbox.)
	*** Text gefunden in der chip-Mailbox (leicht bearbeitet) ***



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